Kann der Arbeitgeber ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen?
Ein Arbeitszeugnis ist ein zentrales Dokument für deine berufliche Zukunft. Doch was passiert, wenn der Arbeitgeber ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellt? Welche Rechte haben Arbeitnehmer, und wie können sie sich schützen? In diesem Artikel erfährst du, wann ein Arbeitgeber ein schlechtes Zeugnis ausstellen darf, welche rechtlichen Grundlagen gelten und welche Schritte du bei einer ungerechtfertigten Bewertung einleiten kannst.
Darf der Arbeitgeber ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen?
Grundsatz: Wohlwollend und wahrheitsgemäß
Nach deutschem Arbeitsrecht muss ein Arbeitszeugnis wahrheitsgemäß und wohlwollend formuliert sein. Das bedeutet: Offene Negativkritik oder verletzende Ausdrücke sind nicht zulässig. Dennoch hat der Arbeitgeber das Recht, die tatsächlichen Leistungen und das Verhalten des Arbeitnehmers zu bewerten – auch wenn sie unterdurchschnittlich waren.
Wichtig: Ein schlechtes Arbeitszeugnis ist dann zulässig, wenn die Leistungen tatsächlich unter dem Durchschnitt lagen. Allerdings muss der Arbeitgeber dies im Streitfall belegen können.
Mehr zu den Arbeitszeugnis-Noten und deren Bedeutung findest du in unserem ausführlichen Ratgeber.
Wie erkennt man ein schlechtes Arbeitszeugnis?
Schlechte Arbeitszeugnisse werden meist nicht durch direkte Kritik, sondern durch schwache oder fehlende Formulierungen ausgedrückt. Typische Anzeichen sind:
- Fehlen von Dankes- und Wunschformeln
- Sehr zurückhaltende oder keine Leistungsbeurteilung
- Formulierungen wie „zu unserer Zufriedenheit“ (statt „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“)
- Weglassen positiver Eigenschaften
Mehr Beispiele und Tipps findest du in unserem Artikel zu Arbeitszeugnis-Formulierungen.
Was tun bei einem schlechten Arbeitszeugnis?
Ein schlechtes Zeugnis kann deine Jobchancen erheblich beeinträchtigen. Deshalb solltest du schnell und gezielt reagieren.
1. Arbeitszeugnis prüfen
Lass dein Zeugnis von Experten oder mithilfe unseres kostenlosen Arbeitszeugnis-Generators prüfen. Eine kostenlose Zeugnisanalyse auf zeugnisprofi.de hilft dir, versteckte negative Aussagen zu erkennen.
2. Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen
Oft lassen sich Missverständnisse in einem persönlichen Gespräch klären. Sprich deinen Arbeitgeber gezielt auf die strittigen Passagen an und bitte um eine Korrektur.
3. Schriftlicher Widerspruch
Führt das Gespräch nicht zum Erfolg, solltest du schriftlich Widerspruch einlegen und konkrete Änderungswünsche formulieren. Verweise dabei auf die rechtlichen Grundlagen und den Anspruch auf ein wohlwollendes Zeugnis.
4. Rechtliche Schritte
Bleibt der Arbeitgeber bei seiner Bewertung, kannst du vor dem Arbeitsgericht auf Berichtigung klagen. Beachte dabei die Beweislast:
- Schlechter als „befriedigend“: Der Arbeitgeber muss nachweisen, dass deine Leistung unterdurchschnittlich war.
- Besser als „befriedigend“: Du musst belegen, dass du überdurchschnittlich gearbeitet hast.
Weitere Tipps findest du unter Arbeitszeugnis anfechten.
Welche Fristen gelten?
Warte nicht zu lange! Ansprüche auf Berichtigung oder ein neues Zeugnis können verwirken. Eine zügige Reaktion ist daher entscheidend.
Praktische Tipps: So gehst du vor
- Arbeitszeugnis sofort prüfen und auf versteckte Codes achten (Arbeitszeugnis entschlüsseln)
- Muster und Vorlagen nutzen, um Änderungswünsche zu formulieren (Arbeitszeugnis Vorlage)
- Bei Unsicherheit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Häufige Fragen zum schlechten Arbeitszeugnis
Kann der Arbeitgeber mir ein einfaches Zeugnis ausstellen, obwohl ich ein qualifiziertes will?
Nein, du hast grundsätzlich Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis, das Leistung und Verhalten bewertet.
Darf der Arbeitgeber „auf Wunsch“ ein besseres Zeugnis ausstellen?
Ja, oft sind Arbeitgeber bereit, nach einer Rücksprache das Zeugnis zu überarbeiten, wenn die Kritik berechtigt und sachlich vorgetragen wird.
Fazit: Deine Rechte bei einem schlechten Arbeitszeugnis
Der Arbeitgeber darf ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen, wenn es der Wahrheit entspricht und er die Minderleistung belegen kann. Du hast aber umfassende Rechte und Möglichkeiten, dich gegen ungerechtfertigte Bewertungen zu wehren. Prüfe dein Zeugnis sorgfältig, reagiere schnell und nutze unsere kostenlose Zeugnisanalyse sowie den Arbeitszeugnisgenerator für deine erfolgreiche Karriereplanung.
Weitere Infos:
- Arbeitszeugnis Noten: Was sie bedeuten
- Gute Sätze im Arbeitszeugnis: Beispiele und Formulierungen
- Arbeitszeugnis prüfen lassen: So geht’s
- Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis? Unterschiede & Tipps
Tipp: Nutze unsere Tools auf zeugnisprofi.de, um negative Formulierungen zu erkennen und dein Arbeitszeugnis zu optimieren!