Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis: Unterschiede, Ansprüche und Tipps für die Praxis
Ob für Bewerbungen, interne Veränderungen oder zur eigenen Dokumentation – ein aussagekräftiges Zeugnis ist für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von großer Bedeutung. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Arbeitszeugnis und einem Zwischenzeugnis? Welche Rechte hast du und wann solltest du welches Zeugnis anfordern? In diesem Artikel erläutern wir die wichtigsten Unterschiede, rechtliche Grundlagen und geben dir praktische Tipps für die erfolgreiche Beantragung und Verwendung beider Zeugnisarten.
Was ist ein Arbeitszeugnis? Was ist ein Zwischenzeugnis?
Das Arbeitszeugnis im Überblick
Ein Arbeitszeugnis wird ausgestellt, wenn das Arbeitsverhältnis endet – unabhängig davon, ob du selbst kündigst oder gekündigt wirst. Es dokumentiert:
- Die Art und Dauer deiner Beschäftigung
- Deine Leistungen und Qualifikationen
- Dein Verhalten gegenüber Kollegen, Vorgesetzten und Kunden
- Eine abschließende Bewertung und Zukunftswünsche
Weitere Details zu Aufbau, Inhalt und rechtlichen Grundlagen findest du in unserem Ratgeber zum qualifizierten Arbeitszeugnis.
Das Zwischenzeugnis im Überblick
Ein Zwischenzeugnis wird während eines laufenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt. Es ist eine Momentaufnahme deiner bisherigen Leistungen und deines Verhaltens. Typische Gründe für die Anforderung eines Zwischenzeugnisses sind:
- Wechsel des Vorgesetzten oder der Abteilung
- Interner Stellenwechsel
- Längere Abwesenheit (z.B. Elternzeit, Sabbatical)
- Betriebsübergang oder bevorstehende Umstrukturierungen
- Bewerbung bei anderen Arbeitgebern
Wichtig: Ein Zwischenzeugnis ist kein automatisches Recht, sondern erfordert meist ein berechtigtes Interesse. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Anspruch auf Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis: Was gilt wann?
Gesetzlicher Anspruch
- Arbeitszeugnis: Der Anspruch ist gesetzlich geregelt (§ 109 GewO). Jeder Arbeitnehmer, jede Arbeitnehmerin hat das Recht darauf – egal, ob in Vollzeit, Teilzeit oder Minijob. Details findest du im Artikel Minijob: Arbeitszeugnis – Anspruch, Inhalt, Muster und Praxistipps.
- Zwischenzeugnis: Hier gibt es keinen direkten gesetzlichen Anspruch. Ein Anspruch kann sich jedoch aus Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung, Arbeitsvertrag oder einem berechtigten Interesse ergeben.
Wann sollte ich welches Zeugnis anfordern?
- Arbeitszeugnis: Immer bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses (z.B. Kündigung, Renteneintritt).
- Zwischenzeugnis: Bei wichtigen Veränderungen (neuer Vorgesetzter, Abteilungswechsel, längere Auszeit, geplante Bewerbung).
Tipp: Ein Zwischenzeugnis kann auch als „Trainingsrunde“ für das spätere Endzeugnis dienen. Es dokumentiert deine bisherige Leistung – und kann bei Streitigkeiten wichtige Beweiskraft haben.
Unterschiede im Inhalt und in der Form
Merkmal | Arbeitszeugnis | Zwischenzeugnis |
---|---|---|
Zeitpunkt | Bei Beendigung | Während des Arbeitsverhältnisses |
Zeitform | Präteritum | Präsens |
Schlussformel | Zukunftswünsche | Betonung der weiteren Zusammenarbeit, Angabe des Ausstellungsgrunds |
Überschrift | „Arbeitszeugnis“ | „Zwischenzeugnis“ |
Beispiel für Schlussformeln
- Arbeitszeugnis: „Wir danken Frau Müller für die stets sehr guten Leistungen und wünschen ihr für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und alles Gute.“
- Zwischenzeugnis: „Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von Herrn Meier anlässlich des Wechsels des Vorgesetzten erstellt. Wir bedanken uns für die bisherige Zusammenarbeit und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.“
Mehr zu Arbeitszeugnis-Formulierungen und deren Bedeutung findest du in unserem ausführlichen Ratgeber.
Wann ist ein Zwischenzeugnis sinnvoll?
Du solltest ein Zwischenzeugnis anfordern, wenn:
- Ein neuer Vorgesetzter kommt (um spätere Änderungen nachvollziehen zu können)
- Du dich intern bewirbst oder die Abteilung wechselst
- Längere Elternzeit, Krankheit oder Auslandsaufenthalt bevorsteht
- Dein Unternehmen verkauft wird oder Fusionen anstehen
- Du dich extern bewerben möchtest (ohne das Arbeitsverhältnis zu gefährden)
Achtung: Ein unangekündigtes Anfordern eines Zwischenzeugnisses kann Misstrauen wecken. Kommuniziere offen und gib einen nachvollziehbaren Grund an.
Zwischenzeugnis vs. Arbeitszeugnis: Was ist für Bewerbungen besser?
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ist bei Bewerbungen der Standardnachweis. Ein Zwischenzeugnis ist jedoch sinnvoll, wenn:
- dein Arbeitsverhältnis noch läuft und du dich aus einer ungekündigten Position bewirbst
- du aktuelle Leistungen nachweisen möchtest
Tipp: Nutze beide Zeugnisse in Kombination, um deine Entwicklung zu dokumentieren und im Bewerbungsprozess punkten zu können. Mehr dazu im Artikel Zeugnis bei Bewerbung: Was muss rein und worauf solltest du achten?.
Praktische Tipps: So gehst du vor
1. Formuliere deinen Antrag schriftlich
Formuliere höflich und mit Angabe eines nachvollziehbaren Grunds (z.B. „wegen anstehender Elternzeit“ oder „wegen Wechsel des Vorgesetzten“).
2. Wähle die richtige Zeugnisart
Bestehe auf ein qualifiziertes Zwischenzeugnis, wenn du eine Bewertung deiner Leistungen und deines Verhaltens möchtest.
3. Prüfe das Zeugnis sorgfältig
Achte auf
- die richtige Zeitform
- vollständige und wohlwollende Formulierungen
- klare Angaben zur Position und zu Tätigkeiten
Nutze dafür unsere kostenlose Arbeitszeugnisanalyse. Einfach Zeugnis hochladen, Ergebnis sofort erhalten!
4. Bei Unsicherheiten: Generator nutzen
Mit dem kostenlosen Arbeitszeugnisgenerator kannst du dein eigenes Zeugnis in Minuten erstellen – inklusive aller wichtigen Formulierungen.
Aktuelle Entwicklungen: Elektronische Arbeitszeugnisse ab 2025
Ab 2025 können Arbeitszeugnisse (und Zwischenzeugnisse) auch elektronisch – mit qualifizierter Signatur – ausgestellt werden. Informiere dich frühzeitig, wie dein Arbeitgeber damit umgeht, und achte auf die Einhaltung der Formalien.
Fazit: Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis – das solltest du beachten
- Arbeitszeugnis ist bei Beendigung Pflicht, Zwischenzeugnis während des Arbeitsverhältnisses auf berechtigtes Interesse.
- Zwischenzeugnisse helfen, Leistungen zu dokumentieren, besonders bei internen Veränderungen oder Bewerbungen.
- Die Formulierungen und die Struktur unterscheiden sich – achte auf Zeitform und Schlussformel.
- Prüfe dein Zeugnis immer gründlich oder nutze unsere kostenlosen Tools!
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