„Stets bemüht“ im Arbeitszeugnis – welche Note ist das?

Die Formulierung „stets bemüht“ klingt auf den ersten Blick positiv – schließlich hat man sich ja angestrengt. In der Geheimsprache der Arbeitszeugnisse bedeutet sie jedoch etwas ganz anderes: Sie steht für mangelhafte Leistungen und kann Ihre Bewerbung massiv schwächen.
In diesem Artikel erfahren Sie, welcher Note „stets bemüht“ entspricht, wie Personaler solche Formulierungen lesen, welche Alternativen es gibt – und wie Sie sich gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis wehren können.
Kurz zusammengefasst
- „stets bemüht“ entspricht in der Regel der Note 5 (mangelhaft)
- Die Formulierung sagt: Er/Sie wollte, konnte aber nicht liefern
- Personaler erkennen „stets bemüht“ sofort als negativen Code
- Bessere Alternativen sind z.B. „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ (Note 2)
- Mit einer professionellen Arbeitszeugnisanalyse können Sie prüfen, ob Ihr Zeugnis versteckte Abwertungen enthält
- Ein korrigiertes Zeugnis lässt sich rechtlich einfordern, wenn die Bewertung nicht Ihrer Leistung entspricht
Inhalt
- „Stets bemüht“: Bedeutung und Note im Arbeitszeugnis
- Die Notenskala hinter typischen Zeugnisformulierungen
- Warum „stets bemüht“ Ihrer Bewerbung schadet
- Beispiele: Wo „stets bemüht“ im Zeugnis auftaucht
- Was tun, wenn Ihr Zeugnis „stets bemüht“ enthält?
- So sollte eine gute Leistungsbewertung aussehen
- Arbeitszeugnis prüfen und verbessern – so geht’s
„Stets bemüht“: Bedeutung und Note im Arbeitszeugnis
Die Frage „stets bemüht Note – was heißt das genau?“ taucht immer wieder auf, wenn Beschäftigte ihr Arbeitszeugnis lesen.
Offizielle Wirkung vs. versteckte Botschaft
Auf den ersten Blick wirkt „stets bemüht“ freundlich und wohlwollend. Gesetzlich müssen Arbeitszeugnisse schließlich „wahr und wohlwollend“ formuliert sein (§ 109 GewO).
In der Praxis der Zeugnissprache hat sich jedoch eine Art Kodierung durchgesetzt. Personaler wissen:
„stets bemüht“ = Er/Sie hat sich angestrengt, aber die Ergebnisse waren unzureichend.
Damit ist klar:
„stets bemüht“ entspricht regelmäßig der Note 5 (mangelhaft).
Abgrenzung zu anderen schwachen Formulierungen
Noch schlechter fällt nur die Formulierung „hat sich bemüht“ aus. Diese wird oft der Note 6 (ungenügend) zugeordnet und bedeutet:
Er/Sie hat es versucht, aber ohne Erfolg.
„Stets bemüht“ klingt nur scheinbar besser, wird aber von erfahrenen Recruitern genauso als negative Leistungsbewertung verstanden.
Die Notenskala hinter typischen Zeugnisformulierungen
Um „stets bemüht“ richtig einordnen zu können, hilft ein Blick auf die gängigen Standardformulierungen für die Gesamtbewertung der Leistung:
| Schulnote | Übliche Formulierung im Zeugnis |
|---|---|
| 1 (sehr gut) | „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ |
| 2 (gut) | „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ |
| 3 (befriedigend) | „zu unserer vollen Zufriedenheit“ |
| 4 (ausreichend) | „zu unserer Zufriedenheit“ |
| 5 (mangelhaft) | „im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“ |
| 5–6 (mangelhaft/ungenügend) | „stets bemüht“ / „hat sich bemüht“ |
Eine ausführliche Übersicht zu den Arbeitszeugnis-Noten und typischen Codes finden Sie auch in unserem Beitrag Arbeitszeugnis-Noten verstehen.
Feinheiten, auf die Personaler achten
- „stets“ / „immer“ deutet auf eine kontinuierlich gezeigte Leistung hin
- „vollste“ vs. „volle“ unterscheidet Note 1 und 2
- Zusätze wie „im Großen und Ganzen“ oder „insgesamt“ deuten auf Abstriche hin
Die Formulierung „stets bemüht“ weicht bewusst von diesen Standards ab:
Es wird nicht die Zufriedenheit betont, sondern nur das Bemühen – ein klares Warnsignal.
Warum „stets bemüht“ Ihrer Bewerbung schadet
Personaler lesen Arbeitszeugnisse nicht Wort für Wort, sondern achten auf Schlüsselbegriffe. „Stets bemüht“ gehört zu den bekanntesten Negativ-Codes.
Wie Recruiter „stets bemüht“ interpretieren
In der Praxis wird „stets bemüht“ häufig übersetzt mit:
- „fachlich nicht geeignet“
- „nicht belastbar oder ineffizient“
- „konnte Ziele nicht erreichen“
- „brauchte viel Anleitung und Kontrolle“
Insbesondere bei Positionen mit Verantwortung, Kundenkontakt oder Führungsaufgaben kann eine solche Formulierung zum K.O.-Kriterium werden.
Schlechte Note, schwache Chancen
Auch wenn Sie im Vorstellungsgespräch sehr gut auftreten, bleibt das Fragezeichen:
„Warum hat der vorherige Arbeitgeber eine derart schwache Leistungsbewertung vergeben?“
Employer lesen Arbeitszeugnisse im Zusammenspiel mit Lebenslauf und Anschreiben. Eine Note 5 im Zeugnis kann dazu führen, dass Ihre Bewerbung gar nicht erst in die engere Auswahl kommt.
Tipp: In unserem Ratgeber Zeugnis bei Bewerbung richtig einsetzen erfahren Sie, wie Sie trotz kritischer Formulierungen strategisch vorgehen können.
Beispiele: Wo „stets bemüht“ im Zeugnis auftaucht
„Stets bemüht“ steht selten isoliert im Zeugnis. Häufig ist es eingebettet in Sätze, die auf den ersten Blick sogar recht freundlich wirken.
Typische Formulierungen mit „stets bemüht“
- „Er war stets bemüht, die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.“
- „Sie war stets bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden.“
- „Er zeigte sich stets bemüht, den Wünschen unserer Kunden nachzukommen.“
Klingt harmlos, bedeutet im Klartext aber:
Leistung nicht ausreichend, Anforderungen nicht erfüllt.
Versteckte Kombi-Codes
Oft wird „stets bemüht“ noch mit weiteren Formulierungen kombiniert, etwa:
- „im Rahmen seiner Fähigkeiten“
- „nach Kräften“
- „im Wesentlichen“
Beispiel:
„Sie war im Rahmen ihrer Fähigkeiten stets bemüht, die Aufgaben zu erledigen.“
Diese Kombination signalisiert dem geübten Leser: fachlich und/oder persönlich überfordert.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Zeugnis solche versteckten Bewertungen enthält, lohnt sich eine systematische Entschlüsselung. Einen Überblick über typische Codes finden Sie in unserem Leitfaden Arbeitszeugnis entschlüsseln – Tabelle & Beispiele.
Was tun, wenn Ihr Zeugnis „stets bemüht“ enthält?
Sie müssen ein Zeugnis mit der Note 5 nicht einfach hinnehmen – insbesondere dann nicht, wenn Ihre Leistung tatsächlich besser war.
1. Ruhe bewahren – aber zügig handeln
- Fristen beachten: In vielen Fällen gelten Ausschlussfristen (z.B. 3–6 Monate), innerhalb derer Zeugnisberichtigungen geltend gemacht werden müssen.
- Unterlagen sammeln: alte Zielvereinbarungen, Beurteilungen, Bonusregelungen, E-Mails mit Lob – alles, was Ihre Leistung belegt.
Informationen zu rechtlichen Grundlagen bietet z.B. das Bundesministerium der Justiz über das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und die Gewerbeordnung (§ 109 GewO):
https://www.gesetze-im-internet.de/gewo/__109.html
2. Zeugnis professionell prüfen lassen
Gerade weil die Zeugnissprache so codiert ist, übersehen viele Arbeitnehmer kritische Formulierungen.
Auf zeugnisprofi.de können Sie Ihr Zeugnis kostenlos auf Note, Codes und Widersprüche prüfen lassen:
➡️ Kostenlose Arbeitszeugnisanalyse
Sie erhalten eine verständliche Einschätzung:
- Welche Note steckt hinter den Formulierungen?
- Gibt es versteckte negative Codes?
- Sind Rechtsverstöße (z.B. unzulässige Kritik) enthalten?
3. Arbeitgeber freundlich, aber bestimmt zur Korrektur auffordern
Wenn klar ist, dass „stets bemüht“ einer mangelhaften Bewertung entspricht, können Sie:
- Ein Gespräch suchen – freundlich erklären, dass Sie die Formulierung nicht akzeptieren können.
- Konkrete Alternativen vorschlagen, z.B. Formulierungen, die Ihrer tatsächlichen Leistung (z.B. Note 2 oder 3) entsprechen.
- Schriftlich um Zeugnisberichtigung bitten, wenn keine Einigung im Gespräch erzielt wird.
Unter Umständen kann auch eine Abstimmung mit dem Betriebsrat oder einer Rechtsberatung (Anwalt für Arbeitsrecht, Gewerkschaft) sinnvoll sein.
So sollte eine gute Leistungsbewertung aussehen
Um die Note hinter „stets bemüht“ zu verbessern, müssen Sie wissen, wie eine positive Formulierung korrekt klingt.
Beispiele für bessere Formulierungen nach Noten
- Note 1 (sehr gut):
„Er/Sie erledigte die ihm/ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“ - Note 2 (gut):
„Er/Sie erledigte die ihm/ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit.“ - Note 3 (befriedigend):
„Er/Sie erledigte die ihm/ihr übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit.“
Zwischen diesen Varianten liegen auf dem Arbeitsmarkt Welten – obwohl der Unterschied sprachlich minimal ist.
„Stets bemüht“ gezielt ersetzen
Wenn Sie eine Korrektur anstreben, sollten Sie dem Arbeitgeber konkrete Textvorschläge machen. Statt:
„Er war stets bemüht, die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.“
besser etwa:
„Er erledigte die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit und zeigte dabei eine hohe Einsatzbereitschaft.“
Damit wird aus einer mangelhaften plötzlich eine gute Bewertung – sofern diese Ihre tatsächliche Leistung realistisch abbildet.
Arbeitszeugnis prüfen und verbessern – so geht’s
Wer sein Arbeitszeugnis versteht, kann aktiv seine beruflichen Chancen verbessern. „Stets bemüht“ ist nur ein Beispiel dafür, wie ein einziger Ausdruck die gesamte Bewertung kippen kann.
Schritt-für-Schritt-Vorgehen
- Zeugnis genau lesen
Achten Sie auf Formulierungen wie „stets bemüht“, „im Großen und Ganzen“, „im Wesentlichen“, „versuchte“, „bemühte sich“. - Noten hinter den Formulierungen bestimmen
Nutzen Sie Ratgeber wie Arbeitszeugnis-Bedeutungen und Formulierungen, um Ihre Zeugnisnote realistisch einzuschätzen. - Kostenlose Analyse nutzen
Laden Sie Ihr Zeugnis bei uns hoch und bekommen Sie eine klare, schriftliche Bewertung der Note und eventueller Problemstellen:
➜ Kostenlose Arbeitszeugnisanalyse - Neues, optimiertes Zeugnis erstellen
Wenn Sie wissen, welche Note Sie anstreben (z.B. Note 2 statt 5), können Sie mit unserem
➜ Arbeitszeugnisgenerator
ein rechtssicheres, professionell formuliertes Zeugnis mit der passenden Leistungsbewertung erstellen. Dieses können Sie Ihrem Arbeitgeber als Vorschlag vorlegen – in der Praxis erhöht das die Chancen auf ein gutes, faires Zeugnis erheblich.
Fazit:
Die Formulierung „stets bemüht“ entspricht klar der Note 5 und sollte in keinem Arbeitszeugnis stehen, das Sie für Bewerbungen nutzen wollen. Je früher Sie diese und andere Negativ-Codes erkennen, desto besser können Sie reagieren – und dafür sorgen, dass Ihr Arbeitszeugnis Ihre tatsächliche Leistung angemessen und überzeugend widerspiegelt.


