Arbeitszeugnis: Der komplette Guide zu Anspruch, Noten & Geheimcodes
Das Arbeitszeugnis ist mehr als nur ein Stück Papier – es ist Ihre Eintrittskarte für den nächsten Job. Personaler lesen darin nicht nur, was Sie gemacht haben, sondern vor allem, wie Sie es gemacht haben. Doch oft verstecken sich hinter wohlklingenden Formulierungen harte Urteile.
In diesem umfassenden Guide erfahren Sie alles, was Sie über das Arbeitszeugnis wissen müssen: Von den gesetzlichen Fristen über den korrekten Aufbau bis hin zu den berüchtigten Geheimcodes.
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📑 Das Wichtigste in Kürze
- Anspruch: Jeder Arbeitnehmer hat laut § 109 GewO Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis.
- Art: Sie haben die Wahl zwischen einem einfachen (nur Dauer & Tätigkeit) und einem qualifizierten Zeugnis (plus Leistung & Verhalten). Wählen Sie fast immer das qualifizierte!
- Fristen: Der Anspruch verjährt in der Regel nach 3 Jahren, oft gelten aber kürzere vertragliche Ausschlussfristen.
- Sprache: Zeugnisse müssen "wohlwollend" formuliert sein, dürfen aber die Wahrheit nicht verschleiern. Das führt zur speziellen Zeugnissprache.
- Form: Das Zeugnis muss schriftlich, auf Firmenpapier und mit originaler Unterschrift ausgestellt sein. E-Mail reicht nicht.
1. Einfaches vs. Qualifiziertes Arbeitszeugnis: Was ist der Unterschied?
Bevor Sie Ihr Zeugnis anfordern, müssen Sie wissen, welche Art Sie benötigen.
Das einfache Arbeitszeugnis
Es enthält lediglich:
- Personalien
- Art und Dauer der Beschäftigung
- Keine Bewertung von Leistung oder Verhalten
Wann sinnvoll? Bei sehr kurzen Beschäftigungen (wenige Wochen) oder wenn die Leistung katastrophal war und Sie eine Bewertung vermeiden wollen.
Das qualifizierte Arbeitszeugnis
Dies ist der Standard in Deutschland. Es enthält zusätzlich:
- Detaillierte Leistungsbeurteilung (Fachwissen, Arbeitsweise, Erfolge)
- Beurteilung des Sozialverhaltens (gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Kunden)
- Schlussformel mit Zukunftswünschen
➡️ Mehr Details: Qualifiziertes Arbeitszeugnis – Unterschiede & Vorteile
2. Ihr Recht auf ein Arbeitszeugnis: Anspruch & Fristen
Wann habe ich Anspruch?
Sie können ein Zeugnis verlangen bei:
- Beendigung des Arbeitsverhältnisses (Endzeugnis).
- Triftigem Grund während der Anstellung (Zwischenzeugnis), z.B. bei Vorgesetztenwechsel, Versetzung oder Elternzeit.
Die gesetzlichen Grundlagen
Ihr Anspruch fußt auf § 109 Gewerbeordnung (GewO). Für Auszubildende gilt § 16 Berufsbildungsgesetz (BBiG). Zudem leitet sich aus § 630 BGB eine allgemeine Zeugnispflicht ab.
Fristen & Verjährung
Warten Sie nicht zu lange!
- Gesetzliche Verjährung: 3 Jahre (§ 195 BGB).
- Ausschlussfristen: In vielen Arbeits- oder Tarifverträgen stehen viel kürzere Fristen (oft nur 3 bis 6 Monate nach Ausscheiden). Ist diese Frist verstrichen, ist der Anspruch oft futsch.
➡️ Vorlage: So fordern Sie Ihr Arbeitszeugnis fristgerecht an
3. Aufbau eines qualifizierten Arbeitszeugnisses
Ein professionelles Zeugnis folgt einer festen Struktur. Abweichungen können Personaler stutzig machen.
- Überschrift: "Arbeitszeugnis" oder "Zwischenzeugnis".
- Einleitung: Name, Geburtsdatum, Beschäftigungsdauer, Position.
- Unternehmensbeschreibung: Kurzvorstellung des Arbeitgebers (optional, aber üblich).
- Aufgabenbeschreibung: Was haben Sie konkret gemacht? (Hierarchisch sortiert von wichtig nach unwichtig).
- Leistungsbeurteilung:
- Arbeitsbereitschaft ("Wollen")
- Arbeitsbefähigung ("Können")
- Arbeitsweise (Zuverlässigkeit, Stil)
- Arbeitserfolg (Ergebnisse)
- Zusammenfassende Leistungsbeurteilung (Die "Gesamtnote")
- Sozialverhalten: Verhalten zu Vorgesetzten, Kollegen und Dritten.
- Schlussformel: Beendigungsgrund, Dank, Bedauern & Zukunftswünsche.
- Unterschrift: Datum & handschriftliche Unterschrift des Vorgesetzten/HR.
4. Arbeitszeugnis Noten & Geheimcodes entschlüsseln
Das Gesetz verlangt, dass Zeugnisse "wohlwollend" sein müssen. Deshalb darf der Chef nicht schreiben: "Er war faul." Stattdessen nutzt er die Zeugnissprache.
Die Notenskala im Klartext
| Note | Formulierung (Beispiel) | Bedeutung |
|---|---|---|
| Sehr gut (1) | "...stets zu unserer vollsten Zufriedenheit." | Besser geht es nicht. |
| Gut (2) | "...stets zu unserer vollen Zufriedenheit." | Solide, gute Leistung. |
| Befriedigend (3) | "...zu unserer vollen Zufriedenheit." | Durchschnitt, keine Highlights. |
| Ausreichend (4) | "...zu unserer Zufriedenheit." | Hat die Anforderungen gerade so erfüllt. |
| Mangelhaft (5) | "...hat sich bemüht, die Aufgaben zu erfüllen." | Hat es versucht, aber nicht geschafft. |
➡️ Tiefer eintauchen: Alle Noten und Formulierungen im Detail
Die häufigsten Geheimcodes und ihre Bedeutung
Vorsicht bei diesen Sätzen – sie klingen nett, sind aber vernichtend:
- "Er war sehr gesellig und trug zur Verbesserung des Betriebsklimas bei."
- ⚠️ Bedeutung: Er hat während der Arbeit Alkohol getrunken oder war ein Schwätzer.
- "Er zeigte für die Belange der Belegschaft stets Einfühlungsvermögen."
- ⚠️ Bedeutung: Er hat sexuelle Kontakte gesucht / geflirtet.
- "Er erledigte alle Aufgaben ordnungsgemäß."
- ⚠️ Bedeutung: Dienst nach Vorschrift, keine Eigeninitiative (Note 4).
- "Wir wünschen ihm für die Zukunft viel Glück."
- ⚠️ Bedeutung: Er braucht Glück, weil ihm das Können fehlt.
➡️ Liste der Geheimcodes: Was Ihr Chef wirklich meint
5. Arbeitszeugnis selber schreiben: Tipps & Muster
Oft bitten Arbeitgeber: "Schreiben Sie doch schon mal einen Entwurf, wir unterschreiben das dann." Das ist Ihre Chance! Nutzen Sie diese Gelegenheit, um Ihre Leistungen optimal darzustellen.
Tipps für den Entwurf:
- Bleiben Sie realistisch (eine glatte 1 in allen Bereichen wirkt unglaubwürdig).
- Nutzen Sie aktive Verben ("entwickelte", "leitete", "optimierte").
- Verwenden Sie professionelle Textbausteine.
🛠 Tool-Tipp: Nutzen Sie unseren kostenlosen Zeugnisgenerator, um in wenigen Minuten einen rechtssicheren Entwurf zu erstellen.
6. Checkliste: Ist Ihr Arbeitszeugnis gut?
Bevor Sie das Zeugnis akzeptieren, prüfen Sie diese Punkte:
- Sind alle persönlichen Daten korrekt?
- Stimmt die Dauer der Beschäftigung auf den Tag genau?
- Sind alle wichtigen Aufgabenbereiche genannt?
- Fehlt die "Dankes- und Bedauernsformel" am Schluss? (Ihr Fehlen wertet das Zeugnis ab!)
- Ist die Reihenfolge im Sozialverhalten korrekt? ("Vorgesetzte, Kollegen, Kunden" ist gut. Fehlen Vorgesetzte, deutet das auf Ärger hin).
- Ist das Papier sauber, ungeknickt und ohne Flecken?
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7. Häufige Fragen (FAQ)
Was darf NICHT im Arbeitszeugnis stehen?
Krankheitstage, Kündigungsgründe (außer auf Wunsch), Betriebsratstätigkeit, Parteizugehörigkeit oder Straftaten (sofern sie nicht direkt die Arbeit berühren) sind tabu.
Wie lange darf der Arbeitgeber sich Zeit lassen?
Die Rechtsprechung spricht von "wohlwollender Beförderung". In der Praxis sollten Sie das Zeugnis 2 bis 3 Wochen nach Austritt erhalten.
Was tun bei einem schlechten Zeugnis?
Suchen Sie erst das Gespräch. Hilft das nicht, legen Sie schriftlich Widerspruch ein und setzen Sie eine Frist zur Korrektur. Im Notfall hilft eine Zeugnisberichtigungsklage vor dem Arbeitsgericht.
Fazit: Ein gutes Arbeitszeugnis ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Wissen und Hartnäckigkeit. Nutzen Sie Ihre Rechte und prüfen Sie genau, was man Ihnen unterschreibt.
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