Arbeitszeugnis Noten verstehen und gezielt verbessern

Arbeitszeugnis Noten verstehen

Die wahre Note im Arbeitszeugnis steht selten offen im Dokument. Statt Ziffern werden verschlüsselte Formulierungen verwendet – oft mit großer Wirkung auf Ihre nächste Bewerbung. Wer die Noten im Arbeitszeugnis nicht versteht, übersieht schnell versteckte Kritik oder vergibt Chancen auf eine bessere Bewertung.

In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie die Arbeitszeugnis-Noten funktionieren, welche Formulierungen welcher Schulnote entsprechen und wie Sie ein ungünstiges Zeugnis gezielt verbessern können.


Kurz zusammengefasst

  • Arbeitszeugnis-Noten orientieren sich an der Schulnotenskala (1–5), werden aber durch typische Formulierungen verschlüsselt.
  • Kleine Nuancen (z.B. „stets“ oder „vollsten“) entscheiden oft zwischen sehr gut, gut und befriedigend.
  • Entscheidend sind nicht nur Einzelsätze, sondern das Gesamtbild aus Leistungs-, Verhaltens- und Schlussformel.
  • Mit einer professionellen Arbeitszeugnisanalyse erkennen Sie schnell, ob Ihre Note zu Ihnen passt – kostenlos möglich über den Arbeitszeugnis Check von Zeugnisprofi.
  • Passt die Note nicht, können Sie auf Basis der Rechtsprechung eine Korrektur verlangen – im Zweifel mit anwaltlicher Unterstützung.

Inhalt


Was bedeutet „Arbeitszeugnis Noten“ überhaupt?

Im qualifizierten Arbeitszeugnis finden Sie normalerweise keine sichtbaren Ziffern-Noten. Stattdessen wird Ihre Leistung und Ihr Verhalten über bestimmte Zeugnisformulierungen bewertet, die sich in der Praxis weitgehend an einer Schulnotenskala von 1 bis 5 orientieren.

Personalverantwortliche, Recruiter und Gerichte kennen diese „Geheimsprache“ sehr genau. Für Bewerbende ist es daher wichtig, die Zeugnissprache zu verstehen, um:

  • die eigene Leistung realistisch einzuschätzen,
  • versteckte Abwertungen zu erkennen,
  • bei Bedarf eine Korrektur zu verlangen,
  • und zukünftige Zeugnisse gezielt zu beeinflussen.

Eine ausführliche Einführung in Aufbau und Struktur finden Sie in unserem Leitfaden Arbeitszeugnis entschlüsseln.


Die Notenskala im Arbeitszeugnis (Note 1–5)

Rechtlich sind Arbeitgeber zur wahrheitsgemäßen und wohlwollenden Beurteilung verpflichtet. In der Praxis hat sich dennoch eine relativ einheitliche Notenskala für Arbeitszeugnisse herausgebildet.

Note 1 – Sehr gut

Note 1 steht für eine überdurchschnittliche, herausragende Leistung, die deutlich über dem Erwarteten liegt. Sie wird eher sparsam vergeben.

Typisch ist die Kombination aus intensiven Steigerungen („stets“, „jederzeit“) und Superlativen („vollsten“, „äußerst“, „ausgezeichnet“).

Beispielgesamteindruck:

„Sie erfüllte ihre Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit und war uns jederzeit eine äußerst wertvolle Mitarbeiterin.“

Note 2 – Gut

Note 2 steht für eine solide bis sehr gute Leistung, die über dem Durchschnitt liegt. Diese Note ist im Arbeitsmarkt häufig anzutreffen und gilt als gute Ausgangsbasis für Bewerbungen.

Typisch: „stets“ oder „jederzeit“ bleibt erhalten, aber die Steigerung „vollsten“ fehlt.

Beispielgesamteindruck:

„Er erledigte seine Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit und war uns ein wertvoller Mitarbeiter.“

Note 3 – Befriedigend

Note 3 bedeutet: alles okay, aber nicht herausragend. Diese Bewertung kann in umkämpften Branchen bereits ein Nachteil sein, weil viele Bewerbende auf Note 2 oder besser kommen.

Das Wörtchen „stets“ fehlt meist, ebenso besondere Wertungen wie „besonders“, „jederzeit“, „äußerst“.

Beispielgesamteindruck:

„Sie erledigte ihre Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit.“

Note 4 – Ausreichend

Note 4 signalisiert: gerade noch akzeptabel, aber mit klaren Schwächen. Diese Note ist in Bewerbungen häufig kritisch und erklärt sich Personalern sofort – auch ohne Ziffer.

Typisch: neutrale, wenig wertende Begriffe wie „korrekt“, „sorgfältig“ oder das Weglassen jeglicher Steigerungen.

Beispielgesamteindruck:

„Er erledigte seine Aufgaben zu unserer Zufriedenheit.“

Note 5 – Mangelhaft

Eine Note 5 im Zeugnis ist rechtlich heikel, da sie beruflich existenzbedrohend sein kann. Entsprechend werden solche negativen Formulierungen selten klar verwendet, sondern eher abgeschwächt – Personalprofis erkennen sie trotzdem.

Typisch sind einschränkende Zusätze wie „im Großen und Ganzen“, „im Wesentlichen“, „im Allgemeinen“.

Beispielgesamteindruck:

„Sie erledigte ihre Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit.“

Eine Note 6 ist im qualifizierten Zeugnis äußerst selten, da bei klar unzureichenden Leistungen häufig bereits keine Weiterbeschäftigung stattfindet und offene, extrem negative Bewertungen nahezu sicher vor Gericht landen würden.


Typische Formulierungen nach Noten mit Beispielen

Die Noten im Arbeitszeugnis werden vor allem in drei Bereichen „codiert“:

  1. Leistungsbeurteilung
  2. Verhaltensbeurteilung (gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Kunden)
  3. Schlussformel (Dank, Bedauern, Zukunftswünsche)

1. Leistungsbeurteilung: Arbeitszeugnis Noten im Kernsatz

Die folgende Übersicht zeigt typische Formulierungen und ihre gängige Zuordnung (in der Praxis können Nuancen je nach Kontext leicht abweichen):

  • Note 1 (sehr gut)
    • „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“
    • „stets in besonderem Maße zu unserer vollsten Zufriedenheit“
    • „seine Leistungen waren jederzeit vorbildlich
  • Note 2 (gut)
    • „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“
    • „immer zu unserer vollen Zufriedenheit“
    • „ihre Leistungen waren jederzeit einwandfrei
  • Note 3 (befriedigend)
    • „zu unserer vollen Zufriedenheit“ (ohne „stets“)
    • „seine Leistungen waren einwandfrei
    • „sie erledigte ihre Aufgaben effizient
  • Note 4 (ausreichend)
    • „zu unserer Zufriedenheit
    • „er führte die ihm übertragenen Aufgaben korrekt aus“
    • „sie erledigte ihre Aufgaben sorgfältig
  • Note 5 (mangelhaft)
    • „im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“
    • „im Wesentlichen korrekt“
    • „im Allgemeinen sorgfältig“

Weitere Beispiele und erweiterte Tabellen finden Sie in unserem Beitrag Arbeitszeugnis Bedeutungen & Formulierungen.

2. Verhaltensbeurteilung

Auch hier entscheidet die Wortwahl über die Note:

  • Note 1–2:
    „sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets vorbildlich.“
    „ihr Verhalten war jederzeit einwandfrei und von Teamgeist geprägt.“
  • Note 3:
    „ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war einwandfrei.“
  • Note 4–5:
    „sein Verhalten gegenüber Kollegen war korrekt.“
    (Einzelne Gruppen ausgelassen, z.B. keine Erwähnung der Vorgesetzten = Warnsignal)

3. Schlussformel als versteckte Note

Die Schlussformel ist rechtlich nicht verpflichtend, wird aber in der Praxis fast immer genutzt – und verrät oft die „gefühlte“ Note:

  • Sehr gut/gut:
    „Wir bedauern sein Ausscheiden außerordentlich und danken ihm für die stets sehr guten Leistungen. Für die Zukunft wünschen wir ihm weiterhin viel Erfolg und alles Gute.“
  • Befriedigend:
    „Wir danken ihr für die guten Leistungen und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.“
  • Ausreichend/mangelhaft:
    „Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.“
    (ohne Dank, ohne Bedauern, ohne Bezug auf Leistung = schlechtes Zeichen)

So entschlüsseln Sie die Note Ihres Zeugnisses Schritt für Schritt

1. Zentrale Leistungsformel suchen

Suchen Sie zunächst nach Sätzen wie:

  • „erfüllte die ihm übertragenen Aufgaben …“
  • „ihre Leistungen waren …“
  • „er erledigte seine Aufgaben …“

Markieren Sie hier alle wertenden Begriffe: „stets“, „vollsten“, „immer“, „einwandfrei“, „im Großen und Ganzen“ etc. Schon diese Kernformel spiegelt meist die Gesamtnote (z.B. „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ = Note 2).

2. Weitere Leistungsaspekte prüfen

Lesen Sie den Abschnitt zu:

  • Arbeitsbereitschaft / Motivation
  • Fachwissen
  • Arbeitsweise
  • Arbeitserfolg

Stimmen die Formulierungen mit der vermuteten Gesamtnote überein – oder tauchen plötzlich „korrekt“, „bemüht“ oder „versuchte“ auf? Solche Wörter deuten schnell auf eine schlechtere Note hin.

3. Verhaltensbewertung analysieren

Wichtig:

  • Werden alle Gruppen genannt (Vorgesetzte, Kollegen, Kunden/Partner)?
  • Wird das Verhalten stets, „jederzeit“, „vorbildlich“, „einwandfrei“ beschrieben – oder nur „korrekt“?

Fehlt z.B. der Hinweis auf Vorgesetzte, kann das auf Konflikte oder fehlende Teamfähigkeit hindeuten.

4. Schlussformel bewerten

Achten Sie auf die Kombination aus:

  • „Bedauern“ (ja/nein, wie stark?)
  • „Dank“ (für „stets sehr gute“, „gute“, oder keine Angaben?)
  • „Zukunftswünsche“ (mit „weiterhin viel Erfolg“ oder nur „alles Gute“?)

Ein Beispiel:

„Wir danken ihm für die gute Zusammenarbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.“

Das klingt nett, entspricht aber eher Note 3 – insbesondere, wenn kein Bedauern und kein „Erfolg“ erwähnt wird.

5. Gesamteindruck und Widersprüche

Ein professionelles Zeugnis ist in sich stimmig. Wird jemand im Text überwiegend sehr gut dargestellt, die zentrale Zufriedenheitsformel entspricht aber nur „zu unserer vollen Zufriedenheit“ (Note 3) – dann passt das nicht zusammen.

Nutzen Sie hier gern unsere ausführliche Anleitung Arbeitszeugnis selbst analysieren als Ergänzung.

Für eine schnelle und rechtssichere Einschätzung können Sie Ihr Dokument auch direkt über unsere kostenlose Arbeitszeugnisanalyse prüfen lassen: Einfach Zeugnis hochladen, und Sie erhalten eine strukturierte Notenbewertung inkl. konkreter Verbesserungsvorschläge: Jetzt Arbeitszeugnis prüfen lassen.


Rechtliche Grundlagen zu Arbeitszeugnis-Noten

Die rechtliche Basis für Arbeitszeugnisse findet sich in § 109 GewO (Gewerbeordnung) sowie im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
Offizielle Informationen bieten z.B.:

Wichtige Grundsätze zur Notenvergabe:

  • Wahrheitspflicht: Leistungen dürfen nicht besser oder schlechter dargestellt werden, als sie tatsächlich waren.
  • Wohlwollen: Das Zeugnis darf das weitere Fortkommen nicht unnötig erschweren.
  • Beweislast:
    • Bis Note 3 (befriedigend) liegt die Beweislast in der Regel beim Arbeitgeber, wenn er schlechter benoten will.
    • Möchten Sie eine Note 1 oder 2, müssen Sie in der Regel darlegen, warum Ihre Leistungen überdurchschnittlich waren (z.B. durch Zielerreichung, Auszeichnungen, besondere Projekte).

Gerichte haben wiederholt entschieden, dass die Formulierung

„stets zu unserer vollen Zufriedenheit“
einer guten (Note 2) Bewertung entspricht, während
„zu unserer vollen Zufriedenheit“
nur befriedigend (Note 3) ist.


Schlechte Arbeitszeugnis-Note – was tun?

1. Ruhe bewahren und objektiv prüfen

Lesen Sie Ihr Zeugnis mit etwas Abstand – oder lassen Sie es neutral prüfen, z.B. über unseren kostenlosen Arbeitszeugnis-Check. So nehmen Sie die emotionale Komponente etwas heraus.

2. Konkrete Kritikpunkte identifizieren

Notieren Sie:

  • zentrale Zufriedenheitsformel
  • auffällige Wörter („korrekt“, „bemüht“, „im Großen und Ganzen“)
  • fehlende Gruppen in der Verhaltensbewertung
  • schwache oder fehlende Schlussformel

Überlegen Sie, welche Note diese Elemente jeweils vermitteln und ob das Ihrer realen Leistung entspricht.

3. Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen

Gehen Sie lösungsorientiert vor:

  • Vereinbaren Sie einen Termin oder verfassen Sie eine sachliche E-Mail.
  • Benennen Sie konkrete Formulierungen, die aus Ihrer Sicht nicht zutreffend oder zu schlecht sind.
  • Schlagen Sie direkt alternativen Text vor, z.B. eine Formulierung, die einer Note 2 entspricht.

Tipp: Greifen Sie dabei auf etablierte Musterformulierungen zurück, wie wir sie z.B. in unseren zahlreichen Arbeitszeugnis Vorlagen und Muster-Zeugnissen einsetzen.

4. Fristen beachten

Ansprüche auf Berichtigung des Arbeitszeugnisses verfallen je nach Arbeits- oder Tarifvertrag oft nach kurzer Zeit (teils nur wenige Monate). Warten Sie also nicht zu lange.

5. Rechtliche Schritte prüfen

Wenn sich keine Einigung erzielen lässt und Sie der Meinung sind, Ihre Note sei unzumutbar schlecht, kann sich eine Beratung durch eine Fachanwältin / einen Fachanwalt für Arbeitsrecht lohnen.

Diese können auf Basis aktueller Rechtsprechung einschätzen, welche Note Ihnen zusteht und ob sich ein gerichtliches Vorgehen lohnt.


Mit dem Zeugnisgenerator zur gewünschten Note

Wenn Arbeitgeber Mitarbeitende um einen Zeugnisentwurf oder einen „Formulierungsvorschlag“ bitten, ist das Ihre Chance, die Arbeitszeugnis-Note aktiv mitzugestalten – natürlich im Rahmen der Wahrheitspflicht.

Mit dem Arbeitszeugnisgenerator von Zeugnisprofi können Sie:

  • Ihre Wunsch-Note (z.B. Note 1 oder Note 2) für verschiedene Bereiche (Leistung, Verhalten, Führung) auswählen,
  • automatisch rechtssichere Formulierungen in professioneller Zeugnissprache generieren,
  • unterschiedliche Varianten testen und feinjustieren,
  • und am Ende ein fertig formatiertes Zeugnis als Word-Dokument herunterladen.

So vermeiden Sie unbewusste Stolperfallen in der Formulierung und sorgen dafür, dass die gewünschte Note klar, aber seriös im Zeugnis erkennbar ist.

Hier geht’s direkt zum Tool:
Zum Arbeitszeugnisgenerator


Fazit:
Die „Arbeitszeugnis Noten“ sind kein Mysterium – sondern ein relativ klar strukturiertes System aus Formulierungen, Intensitäten und Nuancen. Wer diese Sprache versteht, kann sein Zeugnis nicht nur korrekt einordnen, sondern auch aktiv verbessern und damit die eigenen Bewerbungschancen spürbar erhöhen.

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