Gendern im Arbeitszeugnis: Praxis, Recht & Tipps für geschlechtsneutrale Formulierungen
Gendern im Arbeitszeugnis gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Arbeitszeugnisse geschlechtsneutral zu formulieren und so die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten zu berücksichtigen. Doch wie kann das in der Praxis gelingen, welche rechtlichen Anforderungen bestehen und welche Formulierungen sind empfehlenswert? In diesem Artikel erfahren Sie, warum und wie Sie gendergerechte Sprache im Arbeitszeugnis anwenden – inklusive praktischer Beispiele, rechtlicher Hintergründe und hilfreicher Tools wie dem kostenlosen Arbeitszeugnisgenerator und der Arbeitszeugnisanalyse.
Warum ist Gendern im Arbeitszeugnis wichtig?
Inklusion und Respekt
Ein Arbeitszeugnis ist nicht nur eine Leistungsbeurteilung, sondern auch ein wichtiges Dokument der Wertschätzung und des Respekts. Die Verwendung geschlechtsneutraler Sprache signalisiert Anerkennung für alle Mitarbeitenden – unabhängig von deren Geschlechtsidentität. Dies ist besonders relevant für trans und nicht-binäre Personen, die sich nicht in traditionellen männlichen oder weiblichen Anreden wiederfinden.
Rechtliche Vorgaben und Antidiskriminierung
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat bestätigt, dass jede Person das Recht auf ein Arbeitszeugnis mit korrektem Namen und passender, ggf. geschlechtsneutraler Anrede hat. Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht oder Geschlechtsidentität verstoßen gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Wer ein Zeugnis ausstellt, sollte daher immer die Wünsche der betroffenen Person berücksichtigen.
Praxis: Wie lässt sich Gendern im Arbeitszeugnis umsetzen?
Herausforderungen in der Formulierung
Arbeitszeugnisse verwenden traditionell viele geschlechtsspezifische Formulierungen wie „Herr“ oder „Frau“ sowie Berufsbezeichnungen in männlicher oder weiblicher Form. Das Gendern im Arbeitszeugnis bedeutet, diese durch inklusive oder geschlechtsneutrale Alternativen zu ersetzen.
Mögliche Lösungen
- Verzicht auf Anrede: Beginnen Sie das Zeugnis unmittelbar mit dem Namen (z.B. „Alex Müller, geboren am …, war vom … bis … in unserem Unternehmen tätig.“).
- Geschlechtsneutrale Berufsbezeichnungen: Verwenden Sie neutrale Begriffe wie „Mitarbeitende“, „Teammitglied“, „Führungskraft“ oder konkrete Positionsbezeichnungen ohne Endungen (-er, -in).
- Gendergerechte Sprache: Nutzen Sie Doppelformen („Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“) oder Gendersternchen („Mitarbeiter*innen“), sofern dies im Unternehmen üblich und mit der betreffenden Person abgestimmt ist.
- Individuelle Wünsche: Fragen Sie die betroffene Person nach ihren Präferenzen bezüglich Anrede und Formulierung.
Beispiele für genderneutrale Formulierungen
Traditionell | Geschlechtsneutral |
---|---|
Frau/Herr Max Mustermann | Max Mustermann |
Mitarbeiter/Mitarbeiterin | Mitarbeitende, Teammitglied |
Seine/Ihre Aufgaben | Die Aufgaben von Max Mustermann |
Er/Sie war stets motiviert | Max Mustermann war stets motiviert |
Weitere Formulierungsbeispiele finden Sie in unserem Beitrag zu Arbeitszeugnis-Formulierungen.
Rechtliche Aspekte: Was ist erlaubt, was ist Pflicht?
Die Rechtsprechung entwickelt sich stetig weiter. Grundsätzlich gilt: Das Arbeitszeugnis muss der Wahrheit entsprechen und wohlwollend formuliert sein (mehr zu wohlwollenden Arbeitszeugnissen). Wer sich ein genderneutrales Zeugnis wünscht, kann dies verlangen. Arbeitgeber sind verpflichtet, diesem Wunsch nachzukommen, sofern keine zwingenden Gründe dagegen sprechen.
Wichtig: Bei Unsicherheiten sollten Sie sich rechtlich beraten lassen oder mithilfe eines kostenlosen Arbeitszeugnis-Checks prüfen, ob Ihr Zeugnis diskriminierungsfrei formuliert ist.
Tipps für Unternehmen und Arbeitnehmende
Für Unternehmen
- Entwickeln Sie interne Leitfäden für genderneutrale Sprache in Arbeitszeugnissen.
- Schulen Sie Personalverantwortliche und Führungskräfte hinsichtlich inklusiver Formulierungen.
- Nutzen Sie Tools wie den Arbeitszeugnisgenerator, um Vorlagen schnell und einfach anzupassen.
- Holen Sie regelmäßig Feedback von Mitarbeitenden ein.
Für Arbeitnehmende
- Kommunizieren Sie Ihre Wünsche bezüglich Anrede und Formulierung frühzeitig.
- Prüfen Sie Ihr Arbeitszeugnis auf geschlechtsneutrale, inklusive Sprache.
- Nutzen Sie kostenlose Angebote zur Arbeitszeugnisanalyse, um Ihr Zeugnis bewerten zu lassen.
Fazit: Gendern im Arbeitszeugnis als Beitrag zur modernen Unternehmenskultur
Gendern im Arbeitszeugnis ist ein wichtiger Schritt zu mehr Inklusion und Wertschätzung im Arbeitsleben. Unternehmen, die geschlechtsneutrale Formulierungen umsetzen, zeigen Verantwortungsbewusstsein und Respekt gegenüber allen Mitarbeitenden. Mit klaren Leitlinien, praktischen Tools und der Berücksichtigung individueller Wünsche gelingt die Umsetzung problemlos.
Weitere Informationen rund um Zeugnisse, Formulierungen und rechtliche Hintergründe finden Sie in unseren Artikeln zu qualifizierten Arbeitszeugnissen und Arbeitszeugnis-Bedeutungen und Tipps.